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Donnerstag, 31. März 2011

Richtiges Leben

Vergleichen mit dem Eigenen und Vertrauten ist vermutlich nicht angebracht oder gar hilfreich, es gibt kein richtiges Leben im falschen, es gibt auch kein früheres oder zukünftiges Leben im heutigen. Zwischen erwünschter und erforderlicher Anpassung ist ein Unterschied. Veränderung ist so lange gut bis sie nicht frustriert. Und Frustration muss durch Veränderung beendet werden, wenn sie zu lange dauert. Dann darf es auch mal knallen.

Mittwoch, 30. März 2011

Georg Lukács und der Kulturschock

Was Georg Lukács in "Die Verdinglichung und das Bewußtsein des Proletariats" über das Wesen des Quantität über Qualität schätzenden Kapitalismus schreibt, passt nicht nur wunderbar zum kapitalistischen amerikanischen Geist (und auch zu dem, der im akademischen Umfeld weht), sondern hilft auch, den Kulturschock, der zum Anfang eines neuen Terms auftritt, als solchen zu begreifen.

Dienstag, 29. März 2011

Vom Schwimmen in Seen und Flüssen

Aus Bertolt Brechts Hauspostille
1.
Im bleichen Sommer, wenn die Winde oben
Nur in dem Laub der großen Bäume sausen
Muß man in Flüssen liegen oder Teichen
Wie die Gewächse, worin Hechte hausen.
Der Leib wird leicht im Wasser. Wenn der Arm
Leicht aus dem Wasser in den Himmel fällt
Wiegt ihn der kleine Wind vergessen
Weil er ihn wohl für braunes Astwerk hält.
2.
Der Himmel bietet Mittags große Stille.
Man macht die Augen zu, wenn Schwalben kommen.
Der Schlamm ist warm. Wenn kühle Blasen quellen
Weiß man: ein Fisch ist jetzt durch uns geschwommen.
Mein Leib, die Schenkel und der stille Arm
Wir liegen still im Wasser, ganz geeint.
Nur wenn die kühlen Fische durch uns schwimmen
Fühl ich, daß Sonne überm Tümpel scheint.
3.
Wenn man am Abend von dem langen Liegen
Sehr faul wird, so, daß alle Glieder beißen
Muß man das alles, ohne Rücksicht, klatschend
in blaue Flüsse schmeißen, die sehr reißen.
Am besten ist's, man hält's bis Abend aus
Weil dann der bleiche Haifischhimmel kommt
Bös und gefräßig über Fluß und Sträuchern
Und all Dinge sind, wie's ihnen frommt.
4.
Natürlich muß man auf dem Rücken liegen
So wie gewöhnlich. Und sich treiben lassen.
Man muß nicht schwimmen, nein, nur so tun, als
Gehöre man einfach zu den Schottermassen.
Man soll den Himmel anschaun und so tun
Als ob einen ein Weib trägt, und es stimmt.
Ganz ohne großen Umtrieb, wie der liebe Gott tut
Wenn er am Abend noch in seinen Flüssen schwimmt. 

In Vorfreude darauf, dass es morgen nach langer Pause wieder ins Wasser geht...

Genius within

Bevor es jetzt wirklich richtig losgeht, waren die letzten zwei Tage vor allem mit Kaffee trinken und Gequatsche mit Bekannten gefüllt. Und einem faszinierenden Film über den Pianisten Glenn Gould. 
Wer sich auch nur ein bisschen für klassische Musik interessiert oder für das Künstlerdasein im Allgemeinen, sollte unbedingt versuchen, diesen Film zu sehen. Wie er auf seinem niedrigen Stuhl mit überschlagenen Beinen sitzt, mit seinen langen Fingern Bach spielt, Kanada 1957 für die Russen in Moskau und Leningrad auf der Landkarte sichtbar macht, und mit unermüdlicher Energie für die Musik die Kraft für sein Dasein schöpft, ist sicher nicht einzigartig - aber unglaublich beeindruckend.

Montag, 28. März 2011

Drinnen essen

Als Reaktion auf meinen Senfblogeintrag hat meine Freundin S. aus B. gesagt, dass es einem gut geht, wenn man gut isst, und da hat sie wohl recht. Zwar ist das hier manchmal schwierig, weil es z.B. kein gutes Brot gibt, aber irgendwas bringt man doch immer zustande. Und so schön es ist, im Lieblingsrestaurant mit leckeren Dingen und netten Worten bedient zu werden, gibt es doch unheimlich viele Gründe dafür (danke für den Hinweis, S.!), lieber den heimischen Herd zu bemühen.

Sonntag, 27. März 2011

So'n Müll

Es ist ja schonmal schön, dass es hier sämtliche Lebensmittel lose zu kaufen gibt und man in manchen Läden sogar seine eigenen Behältnisse mitbringen kann, um Sachen wie Hülsenfrüchte oder Nüsse zu kaufen. Dennoch frage ich mich manchmal, wo der ganze Müll herkommt und warum ich nach 2 Tagen schon wieder meinen Mülleimer leeren muss, auch wenn ich diesmal nur eine kleine Mülltüte im Eimer hatte.

Unterschätzt

Meiner Meinung nach ist Senf als Nahrungsmittel völlig unterschätzt, wie uns unter anderem Marie Cresspahl lehrt. 

Und auch wenn das hier kein Rezepteblog ist: gerade habe ich Tempeh richtig dick in Senf und Sojasauce mariniert und angebraten...das ist das erste Mal, dass mir die Tempehzubereitung so richtig gut gelungen ist - als beinahe einzig pflanzliches Nahrungsmittel mit Vitamin B 12 kommt das bei mir jetzt öfter auf den Teller ( : 

 

Samstag, 26. März 2011

Männlich, weiß und tot

Noch 2x schlafen, und dann darf ich wieder Studenten ärgern - die sich in den Evaluationen vor allem über zu viele Hausaufgaben aufregten. Aber komischerweise gaben alle an, sehr viel gelernt zu haben...vielleicht schaffen sie es auch irgendwann, dort einen Zusammenhang zu sehen. 

Ansonsten stehen im beginnenden Quartal weiße, tote Männer im Mittelpunkt der Ereignisse: Brecht, Adorno, Horkheimer, Nietzsche und Co. - zum Glück ist mit Habermas auch noch ein Lebender darunter. 
Noch einer, der in die Kategorie passt, ist Glenn Gould. Über den gibt es im hiesigen Kino in dieser Woche einen Film, der muss natürlich angesehen werden. Wer mag, sollte die beiden Aufnahmen der Goldberg-Variationen anhören. Fast 30 Jahre lagen dazwischen, und die Tempo-Unterschiede lassen ahnen, dass der Herr ein bewegtes Leben hatte. Er starb 1982, kurz nachdem die zweite Aufnahme der Goldberg-Variationen veröffentlich wurde. 


Schöne Aussichten: Für Mittwoch-Freitag sind Temperaturen über 15° gemeldet, und zwar auf der Celsius-Skala. Lieber ein warmer Regen als ein kalter Regen, nicht wahr?

Freitag, 25. März 2011

Auf der anderen Seite

...ist in erster Linie ein sehr toller Film von Fatih Akin. Aber auch ich befinde mich seit vier Stunden wieder dort. Im Flugzeug ist meine Sondermahlzeitenbestellung verloren gegangen und es gab kein veganes Essen für mich. Die Stewardess legte sich zumindest bei der ersten Mahlzeit für mich ins Zeug und brachte mir Kräcker, getrocknete Aprikosen, einen Salat mit Walnüssen und Trauben aus der Business-Class. Das war vielleicht besser als das, was ich sonst gekriegt hätte, aber jeder der schon einmal Langstrecke geflogen ist, weiß, wie gut es eigentlich ist, auch irgendwas Warmes im Magen zu haben. Das beste ist wirklich noch, sich selbst Sachen mitzunehmen (das ist dann zwar auch nicht warm, aber wenigstens gut - es gibt ja leider sehr große Unterschiede bei der Verpflegung, je nach Fluggesellschaft), das war mir heute mal wieder eine Lehre. In Sachen Einreise ist die Strecke Amsterdam - Portland ein Traum. Anders als in New York oder San Francisco ist die Schlange für Inhaber eines amerikanischen Passes länger als die für Nicht-US-Bürger. Keine Fragen von wegen "warum Deutsch in den USA studieren", nur ob ich Werte über $10.000 in Form von Checks oder Bargeld dabei hätte. "I wish I would", habe ich nur gesagt - und ein wohlwollendes, etwas trauriges "I know, it's the same for me" zurückbekommen. Auf die Frage, was in Deutschland für Wetter sei, antwortete ich, dass ich beinahe 12 Tage ohne Regen hatte - "Welcome back to Oregon" meinte der Officer nur. 


Und weil man nach 16 Stunden dieses Transit-Aquarium auch verlassen darf, habe ich bei meiner kleinen Fahrradrunde zur Bibliothek (sonst drohen Mahngebühren) die Willkommensdusche gleich am eigenen Leib erfahren. Bevor das Quartal am Montag wieder losgeht, ist Arbeit schon an diesem Wochenende angesagt. Jetzt heißt es, sich noch ein wenig wachzuhalten, damit bald wieder ein ordentlicher Rhythmus einkehrt.

Mittwoch, 23. März 2011

Strawberry Fields

Wenn die erste Hälfte des Tages in der Sonne an der Elbe verbracht werden kann und in der zweiten noch immer die Vögel aus dem blauen Himmel singen, darf so ein bisschen Imdreckwühlen nicht fehlen. Sind sie nicht hübsch? Wenn sie weiterhin genug Mittagssonne abkriegen, sind sie auch bald richtig süß. 


 

Dienstag, 22. März 2011

Aufgewacht

...ist die Menschheit zwar noch nicht (es beruhigt sich ja auch alles wieder in Japan, die Stabilisierung ist ja im vollen Gange, haha), aber die Natur. Die Balkonerdbeeren müssen vom Gestrüpp befreit werden, damit sich der Liebste im Sommer den Bauch vollschlagen kann (ich vertrage Erdbeeren leider nicht, außerdem bin ich zur Erntezeit längst wieder außer Landes). Der Kleiderschrank ist leerer geworden, so leer dass dann, wenn ich Ende August wieder endgültig in Deutschland bin, nur noch die Lieblingssachen drin sein werden. Im Briefkasten wieder ein Stapel antiquarischer Bücher - als Import(neu)ware sind Brecht, Adorno und Kumpanen in Amerika einfach unbezahlbar.

Montag, 21. März 2011

Bitte mithelfen...

...dass der Druck aus der Öffentlichkeit in Sachen Atomstrom in den nächsten Wochen / Monaten / Jahren so groß bleibt. Ohne Wechsel zu Ökostromanbietern, Beteiligung an Mahnwachen, Demonstration oder Aktionen wie diesen wird nichts als Traurigkeit und Melancholie vom derzeitigen Schock zurückbleiben. An alle Berliner: jeden Tag findet um 18 Uhr eine Mahnwache am Kanzleramt statt und auch außerhalb dieser Zeiten sind immer Ansprechpartner dort, denen ihr Fragen stellen könnt, mit denen Gespräche möglich sind. Bitte nutzt eure Zeit für einen Abstecher dorthin!

Samstag, 19. März 2011

Solidarität, Brecht und Mitleid

Das Beruhigende und Ermutigende bei der Anti-Atom-Demonstration, die heute in Hamburg stattfand, war, dass sich sämtliche verschiedenste Menschen und Vertreter unterschiedlichster Organisationen gegen eine Sache zusammenfanden, und die Ansprachen durchaus differenziert waren und das Thema nicht verfehlten.  Der Schauspieler Rolf Becker zitierte (u.a.) aus Brechts "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", anklagend die Profitgier der Atomkonzerne.
Skurril hingegen waren die Gesichter der Leute, die auf den Gehwegen der Mönckebergstraße große Augen machten, sich bei Starbucks in der Sonne sonnten, sichtlich entspannt beim Shoppen und Heißgetränkeschlürfen. Manchen von ihnen war ein leicht spöttelndes Lächeln anzusehen. Wem eigentliches Mitleid gilt, muss an dieser Stelle nicht betont werden.

Dienstag, 15. März 2011

Erschreckend

Man sehe sich mal bitte die Kommentare unter diesem Artikel an. In USA ist das alles offenbar nicht interessant, wobei schon jetzt vor der Westküste erhöhte Mengen an Cäsium gemessen werden. Die Dummheit der Menschen ist erschreckend. Auswirkungen auf die Gesundheit hat das natürlich alles auch nicht, wie ein Experte hier behauptet. Wenn es irgendeinen Weg gäbe, bliebe ich hier.

Hinterm Mond?

Erst mit dem Abstand aus den USA wird mir bewusst, wie wenig man in Deutschland von den Ereignissen dort erfährt. Freunde berichten von Panikmache am Tage und Beruhigung am Abend, trotz allem scheint es wahrscheinlich, dass Radioaktivität die Westküste erreicht. Und im Land in dem es sonst alles gibt kann man keine Jodtabletten kaufen. Ob es eine Anti-Atom-Bewegung gibt, kann ich von hier nicht sagen, aber die Passivität der Menschen zum Beispiel auch in solchen, die Arbeiter und somit große Teile der Bevölkerung betreffenden Ereignissen und Entwicklungen lässt sich sicherlich auch auf die Atompolitik übertragen.

Montag, 14. März 2011

Veräppelt

Die Infragestellung der deutschen Atomkraft gleicht einem Versteckspiel. Kein aufmerksamer und vernünftiger Mensch kann die Argumentationen ernst nehmen und glauben. Das Moratorium passt ja auch so wunderbar in die Landtagswahlkampfzeit. Die Übermacht des Menschen ist eine Illusion, das sollte endlich klar werden. Es hat sich ausgestrahlt.

Sonntag, 6. März 2011

Alles zu seiner Zeit

In diesem Sinne ist es manchmal überhaupt nicht schlimm, nur trockenes Brot, gekochte Möhren und Reiswaffeln zu essen. Es ist ist immer eine Frage der Perspektive.