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Dienstag, 27. September 2011

Rhythmus und Harmonie

Philipp Glass auf dem Cembalo? Abgefahren, ungewöhnlich für die Ohren - aber zwischen Bach-Violinsonaten ganz in Ordnung ( : Beides gab es gestern beim Weissen Rausch. Hier ist Kammermusik, was Kammermusik sein soll: Kammermusik. Erst vor einer Woche habe ich die lettische Geigerin Baiba Skride mit dem Pianisten Martin Stadtfeld gehört, in Kammermusikbesetzung also, aber in einem etwas größeren Saal (mit dem Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie allerdings nicht zu vergleichen). Wie anders Musik wirkt, wenn der Raum klein ist und der Zuschauer überschaubar. Vor allem wenn es Musik ist, die genau für solche Zwecke komponiert wurde. 

Den eigenen Rhythmus zu finden ist jetzt, im gewohnten Umfeld, in dem es nicht mehr so isoliert und langweilig zugeht, wo die Wege länger sind, die Möglichkeiten größer und vielseitiger, nicht so einfach. Ich möchte keine Sekunde meines endlich wieder begonnenen Großstadtlebens missen, aber es fordert jetzt, wo auch nach und nach wieder gearbeitet werden muss, vor allem Eins: Die Akzeptanz der Tatsache, dass alles, so wie es in seinem Ermessen und nach seinen Möglichkeiten getan und gelebt, berücksichtigt, erledigt, untergebracht wird, so ist, wie es sein soll. Zumindest, so lange es in der eigenen Hand liegt und allzu feste Strukturen noch nicht zu sehr bestimmen.

 

Sonntag, 25. September 2011

Aus der Lauf

Während der letzte Eintrag noch sehr freudig und euphorisch war, habe ich heute Morgen beim Verfolgen des Berlin Marathons im Fernsehen doch ein bisschen Wehmut an den Tag legen müssen - mein rechtes Knie ist überlastet, reagiert sehr stark auf neue Belastung und weil ich es nicht kaputt machen will, werde ich nächste Woche in Köln nicht starten und es jetzt erstmal sehr ruhig weitergehen lassen. Ich vermute, dass ich nach fast 3 wöchiger Trainingspause wegen Reiserei und Jetlag zu schnell wieder längere Strecken gelaufen bin, anstatt mich wieder langsam zu steigern...aber daraus wird gelernt, auch wenn für mich solche Dinge (Änderungen im Plan) nicht so leicht zu verdauen sind. Also, zurück zum Schwimmen und Yoga. Ist ja auch schön.

Mittwoch, 14. September 2011

Hamburg vegan und der Halbmarathon

Drei Wochen sind es nun her, dass der Flieger mich von San Francisco wieder nach Hause brachte, und das Jahr in der Ferne fordert nun ein bisschen seinen Tribut, was das Wiedereinleben, Rhythmus finden, sich Einlassen auf Manches und Auslassen über Anderes angeht. Aber es hat ja auch keiner gesagt, dass es einfach wird.

Ein fehlgeschlagener Besuch im Lieblingsrestaurant (Tipp an alle: einen Tisch per Postkarte aus der weiten Ferne zu reservieren und davon auszugehen, dass ja sicher alles klar geht, ist nur ratsam, wenn sicher ist, dass die Restaurantbetreiber NIE Urlaub machen) führte nach Ottensen ins vielbesprochene und gelobte LEAF. Froh darüber, an einem der letzten warmen Abende noch einen Tisch draußen abzubekommen, wäre meine Wahl auf Salat und Bruschetta gefallen. Unzufrieden und ein wenig verwirrt und ratlos sind wir – auf mein Maulen hin – 50 Meter weiter gezogen. Dort gab es mit Abstand die beste Pasta, die ich seit langer Zeit hatte. Das Gericht stand mit Chorizo auf der Karte, ich habe es ohne bestellt – und hatte ein Festessen, gegen das Kasseler im Blätterteig, Scampi mit irgendwas oder Chorizospieße (alles „natürlich“ vegan mit Fake-Produkten) im LEAF bei mir keinesfalls hätten punkten können. Was bewegt diejenigen, die ein veganes Restaurant eröffnen, das Gerichte auf der Speisekarte hat, die, wüsste man nicht, dass alles pflanzlich ist, in nicht wenigen gutbürgerlichen deutschen Gaststätten auch auf dem Menü stünden? Es mag Leute geben, die das mögen. Ich finde es abstoßend und überflüssig. Nicht nur, weil man trotzdem irgendwie immer an tote Tiere denkt, sondern auch weil man gezwungenermaßen vergleicht – und weil das Ganze für mich mit „vegan“ nicht mehr viel zu tun hat. Glücklicherweise teile ich einen Haushalt und ein Leben mit jemandem, dem das (meist sehr Einfache), was ich koche, nicht nur schmeckt, sondern von dem auch noch nie ein Kommentar kam, dass irgendwas fehle. So bin ich nie gezwungen irgendetwas nachzuahmen, um Erwartungen zu erfüllen, die – zumindest beim Essen – Künstliches nicht erfüllen kann. Dankeschön zum derzeit dauerbesetzten Schreibtisch neben dem Klavier!

Im Vergleich zur armen Clara konnte ich am Sonntag beim Alsterlauf mitmachen – als 10km-Wettkampf war er zufälligerweise Teil meines Trainingsplans (ich habe den hier von 12 auf 18 Wochen ausgebaut) für den Halbmarathon. Wer mich kennt, kennt auch mein Verhältnis zu Plänen und Vereinbarungen. Abweichungen oder Unpünktlichkeit, Veränderungen im perfekt zurechtgelegten Ablauf, durch mich oder andere verursacht, sind für mich eine Bedrohung, auf die ich nicht nur mental, sondern auch mit physischem Stress reagiere. Um den abzubauen, genau, ist Laufen z.B. eine gute Möglichkeit. Doch was ist, wenn man es auf den Weg zum Ziel – bei mir sind es die 21km beim Halbmarathon in Köln am 2. Oktober – mal nicht schafft, im Plan zu bleiben? Erst in den letzten 4-6 Wochen hat sich ein wenig Entspannung eingestellt. Die Trainingseinheiten verschieben sich in der Abfolge, doch solange ich meinen langen Lauf schaffe und zum Krafttraining gehe, ist es für mich ok. Ich strebe keine Superzeit an. Soweit bin ich noch nicht. Denn: Keinesfalls bin ich als lange schnell rennende Raubkatze geboren. Eher als Kaulquappe oder anderes lange zügig schwimmendes Getier. Warum ich dann anfing zu laufen? Ein bisschen aus Langeweile und Trost, ein bisschen weil es alle anderen (in USA) auch machten, weil ich den Gedanken schon lange mit mir herumtrage. Langsam begann sich mein Körper an die Belastung zu gewöhnen. Das „Gerücht“, dass Frauen beim Langstreckenlaufen erstmal zunehmen, bis sich der Körper dran gewöhnt hat, kann ich bestätigen – anders als Männer sind Frauen eher dazu veranlagt, die höhere körperliche Belastung durch mehr Essen zu kompensieren (was sich durch großen und manchmal ständigen Hunger äußert). Ich glaube, dass es besonders für VeganerInnen im (Halb-) Marathonmodus eine Herausforderung ist, das Essen so zu gestalten und zusammenzusetzen, dass man auch mal ein Sättigungsgefühl verspürt – auch wenn das vielleicht übertrieben klingt. Größere Portionen, vollwertige Kohlenhydrate und zur Sättigung ein nicht zu verachtender Anteil an Proteinen sind vielleicht der Schlüssel – ebenso wie ein gutes Frühstück. In den ersten Wochen (und jetzt in den letzten 2 intensiven vor dem Wettkampf merke ich es auch) war es so, dass ich manchmal am frühen Morgen aufgewacht bin und Hunger hatte – das war dann eindeutig das Zeichen dafür, dass ich tagsüber zu wenig gegessen habe.
Ich war gezwungen, wieder regelmäßiger und intensiver Krafttraining zu machen, und ab einer Distanz von 8 km begannen mir vor allem die einmal pro Woche vorgesehenen langen Läufe Spaß zu machen. Die sind die Priorität in der Trainingswoche, bei den kürzeren Läufen erlaube ich mir Flexibilität, und werde nun auch wieder mehr Crosstraining (Schwimmen, Radfahren) machen, 1-2x pro Woche habe ich mir vorgenommen. Bisher war ich auch nicht verletzt, von einem kleinen Stolperer in Woche 4 mal abgesehen...
 (auf dem Bild sieht es schon wieder gut aus)...und einen an mir nagenden Infekt habe ich dank der guten Homöopathie ganz schnell in die Flucht getrieben. Das vor zwei Jahren beim Schlittschuhfahren offenbar lebenslänglich verletzte Knie stabilisiere ich mit einer Bandage, wenn es nötig ist. Wie gesagt sind mir die langen Läufe die liebsten, ab Kilometer 5 geht es meist leichter, und ich bin gespannt wie sich die nächsten 2 Wochen noch gestalten, in der das Training – zumindest für die erste der beiden – in die heiße Endphase geht, denn in der Woche vor dem Wettkampf wird die Distanz extrem zurückgeschraubt. Damit die Kraft dann kommen kann ( :

Für diejenigen, die es interessiert, hier noch etwas darüber, was ich anziehe und esse ( :

Wie alle wissen, sind die Schuhe das Wichtigste. Nachdem ich lange in Asics gelaufen bin, fiel meine Wahl im Frühjahr auf Adidas Marathon 10. Ich hatte so vieles anprobiert, aber alles war mir zu sehr gepolstert, gestützt, stabilisiert, und es fühlte sich so an als müsse ich die Schuhe bewegen. Auch wenn ich kein Experte bin, würde ich meine jetzigen Schuhe beinahe in die Minimalisten-Ecke stecken, auch wenn ich die Schuhe, die als solche bezeichnet werden, noch nicht ausprobiert habe. Eine extrem gute Belüftung (der ganze Schuh ist quasi nichts als Belüftung) sorgte bisher dafür, dass ich nie mit Schweißfüßen wieder zu Hause angekommen bin. Die Dämpfung findet fast ausschließlich in der dünnen Einlegesohle statt, an der Ferse ist die Schuhsohle aber auch noch mit einer Dämpfung ausgestattet. Die „toebox“ ist relativ flach, was für meine Füße vor allem in der Sandalensaison eher gewöhnungsbedürftig war und meinem rechten kleinen Zeh regelmäßig Blasen verschaffte. Aber das ist ja jetzt vorbei, dem Herbst sei Dank, und der Tatsache, dass ich auch endlich ordentliche Socken habe.

Ansonsten mache ich noch immer den Fehler und ziehe mich oft zu warm an. Es scheint, als müssten erst unter 15°C die langen Sachen rausgeholt werden. Und selbst dann bitte zuerst das langärmelige Shirt, die langen Hosen können auch dann ruhig noch im Schrank bleiben. Aber das sieht wohl jeder anders. Und kniffelig wird es, wenn man mit Fahrrad oder Bahn zur Laufstrecke unterwegs sein will oder muss.
Glücklicherweise habe ich eine kleine leichte Brille, denn Kontaktlinsen wären nichts für mich. Sie sitzt superfest und wackelt nicht. Oft darf es eine Kopfbedeckung sein. Bei Wärme und extremer Sonne das Buff, bei Regen die Baseballkappe und bei Kälte dann eine etwas dickere Mütze. (So wie hier im ICE nach Thüringen, in dem ich gerade sitze. Die Bahn hat noch nicht verstanden, dass jetzt Herbst ist.)

Bei längeren Läufen ist der Wassergürtel dabei, in dem auch iPod, ggf. das Handy oder ein bisschen Kleingeld (falls doch mal die Bahn / der Bus zur Rettung kommen muss) Platz finden. Wenn die jetzt überall herumfliegenden Viren nicht bei mir landen, dürfte ich auch heil an den Start und ins Ziel kommen.

Und zum Essen: Am liebsten laufe ich mit fast leerem Magen. Heißt: mindestens 2.5 Stunden sollten vergehen nach einer Mahlzeit, bis ich mir die Laufschuhe anziehe. Manchmal kommt es vor, dass sich dann schon wieder der Hunger meldet, dann hilft eine halbe Banane, ein Stück trockenes Brot oder ein paar Datteln. Die nehme ich auch mit zum Laufen, wenn es sein muss (d.h. auf Strecken ab 12 km). Nach dem Laufen...ist es schwierig. Ich habe es längere Zeit mit Smoothies versucht, aber das klappt bei den langen Strecken ganz offensichtlich nicht so gut. Dann ist – das habe ich erst in den letzten 2 Wochen festgestellt – es gut, etwas trockenes zum Kauen zu haben, auch wenn das nicht ganz schnell Energie gibt. Aber es beruhigt meinen Magen, der nach dem Laufen manchmal etwas irritiert ist. Mit Brot hat es bisher gut geklappt, ich werde demnächst vielleicht auch mal Salzbrezeln ausprobieren. Denn nun habe ich festgestellt, dass mir auch eher nach etwas Herzhaftem zu Mute ist denn nach Süßem (obwohl frischer Hefekuchen mit Äpfeln oder Pflaumen obendrauf auch nicht schlecht ist...). Nach dem Alsterlauf am Sonntag (der bei 23°C ohne Wasserverpflegung auf der Strecke ziemlich hart war) gab es wetterbedingt einen kalten Nudelsalat mit Gurken, Tomaten, Tofu und Oliven, das war himmlisch! Für mich dürfen es dann ruhig die etwas schwereren Sachen sein wie Nudeln oder Reis, und den Fehler, für nach dem Laufen eine Quiche einzuplanen, die (nach dem Belegen etc.) erstmal noch 45 Minuten im Ofen sein muss, mache ich nun sicher kein drittes Mal – das führt nämlich dazu, dass für den nächsten Tag so gut wie nichts mehr davon übrig bleibt...An dieser Stelle möchte ich noch einmal betonen, dass sich diejenigen, die einen Marathon planen, um Gewicht verlieren zu wollen, darüber bewusst sein sollten, dass das Training für einen Marathon nicht ausreicht bzw. nicht geeignet ist um Gewicht zu verlieren. Der Körper ist im Trainingszeitraum ständig damit beschäftigt, sich zu regenerieren und sich für die nächste Sporteinheit zu rüsten. Das schafft er nicht ohne eine adäquate Nährstoffzufuhr, und zwar auch und für mich besonders an den Ruhetagen. Besonders an den Samstagen, die bei mir meist trainingsfrei sind, esse ich wie sonst vielleicht nur ein Kind/Jugendlicher in der Wachstumsphase.

Doch das ist das Projekt „Halbmarathon“ in erster Linie auch: Eine Wachstumsphase. Zu lernen gilt es sich zu motivieren, aufzuraffen, durchzuhalten, zurückzutreten, durchzuatmen, anzuhalten, loszulassen, loszugehen um am Ende anzukommen.




Donnerstag, 1. September 2011

Bitte mal ausprobieren

Vielleicht mal eine Alternative zu Google und Konsorten: die Suchmaschine ecosia.